18:19-Heimschlappe gegen Stadtoldendorf – Haftmittelverbot sorgt für tief frustrierte Gastgeber
Von Jörg Kleinert
HELMSTEDT. Tiefer Frust statt Handball-Lust: Bei den Spielern von Oberligist HF Helmstedt-Büddenstedt machte sich nach der 18:19 (8:10)-Heimniederlage gegen den TV 87 Stadtoldendorf Ärger breit. Nach dem kürzlich ausgesprochenen Haftmittelverbot in Helmstedts Sporthallen entwickelte sich das Viertligaspiel zur Lotterie.
„Wenn 14 Spieler 60 Minuten lang kopfschüttelnd und frustriert über das Parkett laufen, dann sagt das alles“, sagte HF-Trainer Gunnar Mollenhauer. Der war nach dem Spiel wie auch seine Schützlinge gehörig angefressen. „Für mich deutet einiges darauf hin, dass man von behördlicher Seite in Helmstedt keinen leistungsorientierten Handball will.“ Handball ohne Haftmittel sei ein Glücksspiel – für alle daran beteiligten Spieler, so der HF-Coach.
Ohne Haftmittel versprangen Bälle, landeten Strafwürfe aus 7 Metern einen Meter neben dem Tor oder Distanzwürfe gingen bis zu zwei Meter über den Querbalken – alles das war in der Julianum-Halle zu sehen. Mollenhauer wechselte viel durch, um frustrierte Spieler auf der Bank wieder aufzurichten. „Auch den Stadtoldendorfern hat das Spielchen keinen Spaß bereitet“, so der HF-Coach.
Das behördliche Verbot sei da, ein Kompromiss derzeit indes nicht in Sicht. Dabei hatten die Helmstedter vorgesorgt. „Wir nutzen nur wasserlösliche Haftmittel“, so Mollenhauer. Mehr noch: In der Schweiz habe der Verein ein so genanntes Power-Grip gekauft, mit dem die Bälle vorab behandelt wurden. „Das Zeug war schweineteuer“, so Mollenhauer. Die HF seien sogar bereit, eine Reinigungsmaschine für den Hallenboden zu kaufen, um das Säubern nach dem Spiel in Eigenregie zu leisten.
Kommt es zu keiner Lösung des Problems, so Mollenhauer, „dann laufen mir die Spieler weg.“ Seine Jungs seien „tief frustriert“. Mit Handball habe der Sport derzeit wenig gemeinsam. „Als Trainer kann ich dieses Niveau nicht länger mittragen. Wir lassen uns nicht kaputtmachen, was wir hier drei Jahre lang mühsam aufgebaut haben“, sagte Mollenhauer weiter. Die Helmstedter tendieren dahin, die Stadt für ihre künftigen Heimspiele zu verlassen.
Der sportliche Spielfilm ist schnell erzählt. In der den Umständen entsprechend niveauarmen Partie wechselte die Führung bis in die Schlussphase hin und her. In der 59. Minute glichen die HF zum 18:18 aus, stoppten danach Stadtoldendorfs Angriff, doch Markus Kopp vergab nach schnellem Gegenzug die Chance zum 19:18, weil ihm die Ballkontrolle misslang. Stattdessen warfen die Gäste im Gegenzug den siegbringenden 19. Treffer. Mollenhauer: „Das passte zu diesem Glücksspiel.“
Quelle: Wolfsburger Nachrichten, Helmstedt: 17. September 2012, Lokalsport Helmstedt, Seite H09