Handball-Oberliga: Helmstedt bringt Vorsfelde an den Rand einer Niederlage.
Jörg Kleinert
Helmstedt. Es war diese Mischung aus Freude und Stolz, die mit einem Hauch Enttäuschung angereichert war. Spielertrainer Markus Kopps wusste zunächst nicht so recht, ob er das 35:35 (18:16) seiner Oberliga-Handballer der HF Helmstedt-Büddenstedt beim Liga-Zweiten, MTV Vorsfelde, als Punktgewinn oder Punktverlust einordnen sollte.
Der Ausgleich für die favorisierten Hausherren fiel erst nach dem Schluss-Signal, nachdem die Unparteiischen die letzte Vorsfelder Angriffsaktion mit einem Strafwurf bedacht hatten. Lars Hoffmann traf für den MTV zum 35:35. Mit wenigen Minuten Abstand sprach Kopp von „Stolz“, der in ihm hochkomme, denn im Grunde hatte seine Mannschaft die Partie schon im Vorfeld verloren.
Die HF mussten auf drei Leistungsträger verzichten. Mit Pascal Koitek und Tim Bolecke fehlte die Flügelzange, mit Tim Wiebe der Topmann im linken Rückraum. Im bisherigen Saisonverlauf kam dieses HF-Trio im Schnitt pro Partie zusammen auf 15 bis 20 Tore. „Vielleicht sollten wir immer mit einem Mini-Kader antreten“, sagte Kopp anschließend und lachte über seine Feststellung. Vor zwei Wochen erst waren die HF in Lehrte mit nur einem Wechselspieler angetreten – und siegten am Ende mit zehn Toren Differenz. Vor Wochenfrist dagegen unterlagen die Helmstedter in Besetzung Hameln mit 33:36.
Taktische Meisterleistung
In Vorsfelde lieferten die HF eine taktische Meisterleistung ab – gemessen an den personellen Möglichkeiten, die Kopp blieben. Ihm blieben genau gesagt keine. Sich selbst wechselte der Spielertrainer nur ein, als in der Schlussphase Jan Schlüters Trikot auf der Bank geflickt werden musste. Um Vorsfeldes Rückraumspieler in deren Wirkungskreis möglichst einzuengen, überraschten die HF ihre Gastgeber mit einer offensiven 4:2-Abwehr. Eine Formation, die Vorsfeldes Trainer Daniel Heimann bei seinen „Spionagetouren“ von den Helmstedtern noch nicht gesehen hatte. Johannes Frenkel und Christian Lopez als die beiden Vorgezogenen ackerten unermüdlich, stellten Passwege zu und attackierten die Vorsfelder Schützen um Top-Torjäger Bert Hartfiel so früh es ging.
45 Minuten lang hielten die HF dieses kräftezehrende Defensivkonstrukt aufrecht, ehe sie zu einer 5:1-Abwehr mit Deckungsschwerpunkt auf Hartfiels rechte Seite übergingen. Bis der Defensiv-Schachzug griff, dauerte es indes einige Minuten. Vorsfelde zog gegen unsortierte Helmstedter zunächst auf 6:2 davon. Doch die fingen sich allmählich, glichen aus und gingen ihrerseits in Führung, „weil“, so Kopp, „wir unheimlich effektiv und diszipliniert waren“.
An der Belastungsgrenze
Während die Vorsfelder von der Bank jederzeit frische Kräfte brachten, gingen die Helmstedter an die Belastungsgrenze. Lopez und Frenkel verdienten sich für ihre Laufleistung Fleißkärtchen, Jakob Nowak biss trotz Knieproblemen auf die Zähne. Trotz der personellen Unterlegenheit transportierten die Helmstedter ihre Pausenführung fast durch die komplette zweite Hälfte. Vorsfelde fand kein probates Mittel, die Hausherren saßen zudem mehrfach Zeitstrafen ab. Erst als Marius Thiele zur einzigen Vorsfelder Führung in Durchgang 2 traf (33:32, 56.), schien sich die Waagschale zugunsten der Gastgeber zu neigen.
Doch die hatten ihre Rechnung ohne die Helmstedter „Fleißbiene“ Frenkel gemacht. Der Spielmacher übernahm in den vier Schlussminuten Verantwortung und erzielte die letzten drei HF-Tore. Hoffmanns Ausgleich zum 35:35 schmälerte die Freude der Helmstedter nur geringfügig. Sie waren es, die nach dem Abpfiff die Punkteteilung ausgiebig feierten.
HF:Klauß, Shagluf – Bruchno 7, Frenkel 8, Kopp 1, Lopez 6, Nowak 5, Schlüter, Osterloh 5, Timplan 3.
Quelle: Braunschweiger Zeitung, Helmstedt – 12. November 2018 – Lokalsport Helmstedt – Seite 027