Was macht eigentlich …? Der frühere Erfolgscoach der Handballfreunde ist nun für Empor Rostock tätig.
Als Tristan Staat 2015 im Alter von 25 Jahren den Oberligisten Handballfreunde Helmstedt-Büddenstedt als Trainer übernahm, gab es Skeptiker und Pessimisten: zu jung, keine Erfahrung, zu unbekannt, kein „Stallgeruch“, keine Autorität. Die Bedenkenträger in Helmstedt wurden vor sieben Jahren schnell eines Besseren belehrt.
Gunnar Mollenhauer, seinerzeit Sportlicher Leiter des Viertligisten, hatte ein Trainer-Juwel des Erstligisten SC Magdeburg an der Angel. Mollenhauer wusste um Staats Qualitäten. Erste Erfahrungen an der Seitenlinie hatte der Mann aus Glinde (Sachsen-Anhalt) zu dieser Zeit als Jugendtrainer des SCM bereits gesammelt.Staats Erfolge in Helmstedt bleiben nicht unbemerkt
Kurzum: Unter Staats Regie erlebten die Helmstedter die erfolgreichsten Jahre ihrer Oberliga-Zugehörigkeit, in der Saison 2017/18 führte der heute 31-Jährige die HF gar auf Platz 3. Das weckte Begehrlichkeiten. Der BSC 93 Magdeburg klopfte bei Staat an. Der übernahm – parallel zu seiner Tätigkeit bei den HF – die Bundesliga-A-Jugend der Bördestädter. Neben seiner Doppel-Tätigkeit für zwei Vereine erwarb Staat seine Trainer-A-Lizenz. Und wieder ging seine Trainer-Laufbahn in die nächste Kurve.
Er lernte während des Lehrgangs des Deutschen Handballbundes Till Wiechers kennen. Der hatte 2017 beim Traditionsverein HC Empor Rostock angeheuert – in der Tasche hatte der 38-Jährige einen Fünf-Jahres-Plan für den Verein. Dieser befand sich wirtschaftlich am Abgrund, dem früheren DDR-Meister drohte die Insolvenz. Wiechers, unterstützt durch einen neuen Gesamtvorstand, sollte ein schlagkräftiges Team zusammenstellen, um dem Traditionsverein aus dem Loch zu helfen.
Einzige Vorgabe: Es musste ein sportlich und menschlich harmonierendes Team sein. Und dem sollte Tristan Staat als neuer Jugendkoordinator angehören. Die Offerte kam – und der Glinder Junge musste nicht lange überlegen: Staat nahm das unbefristete Angebot an. „Ich habe mich schon damals während des Lehrgangs gut mit Till verstanden“, erinnert sich Staat.
So wechselte er im Juli 2019 von der Elbe an die Warnow. „Ich hatte die Chance, meinen Beruf dort auszuüben, wo andere Urlaub machen“, sagt Staat. Der Einstieg an der Ostsee war jedoch kein einfacher. „Wir mussten beim Ur-Schleim loslegen“, so der 31-Jährige. Die Strukturen des damals maroden HC Empor im Jugendbereich lagen brach, das Vertrauen von Sponsoren und Gönnern musste neu aufgebaut werden. Daran beteiligt war und ist auch Staat. Das Vertrauen ist inzwischen wiederhergestellt, die Sponsoren ziehen mit, der Verein ist auf dem Weg, auch finanziell zu gesunden.Die Mission: Talente finden, fordern und fördern
Einen Teil der sportlichen Basisarbeit in Rostock leistet Tristan Staat – und das täglich. Er hält Kontakt zu Kindertagesstätten, Grundschulen und zu schulischen Handball-Arbeitsgemeinschaften. Das Ziel: Talente finden, fordern und fördern. Inzwischen trainiert Staat beim HC Empor die männlichen B- und A-Jugendteams in der Bundesliga. Ich stehe ein- bis zweimal am Tag in der Halle und trainiere Mannschaften“, erzählt er. „60 Prozent meines Jobs ist jedoch Büroarbeit“, erzählt Staat. „Ich hänge die meiste Zeit am Telefon und koordiniere Dinge. Lege ich auf, klingelt es schon wieder. So geht das den ganzen Tag.“
Missen möchte der 31-Jährige seinen „Fulltime-Job“ an der Ostsee indes nicht. „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.“ Und der frühere Handball-Torhüter Staat hat ein neues Hobby entdeckt: Das Golfspielen. „Ich habe fünf Minuten von meinem Zuhause entfernt in Warnemünde einen Golfplatz“, sagt der Handball-Enthusiast. Mit Freunden ein paar Bahnen gehen, ein paar Schläge machen – „es gibt nichts Besseres. Für mich ist es einfach Erholung, beim Golf mal zwei Stunden über alles Mögliche außer Handball zu reden.“Kontakt nach Helmstedt besteht noch immer
Das Projekt in Rostock will Staat noch so lange wie möglich als einer der Protagonisten begleiten. Derzeit leiste er noch „60 Prozent Büroarbeit und 40 Prozent Hallentraining. Aber wenn die neuen Strukturen in Rostock erst einmal stehen, dann will ich auch wieder häufiger beim Training in der Halle stehen“, sagt Staat.
Bleibt denn Zeit, alte Kontakte nach Helmstedt aufrecht zu erhalten? „Auf jeden Fall“, betont Staat. Beim Heimspiel der Handballfreunde gegen Fallersleben wollte er jüngst vorbeischauen. Die Partie fiel jedoch Corona-bedingt aus. Regelmäßig in Kontakt sei er noch mit HF-Spielmacher Marius Herda – wie Staat ein Magdeburger Junge. Und mit Helmstedts Spielertrainer Markus Kopp traf er sich kürzlich in Warnemünde – dort, wo Staat den Golfschläger schwingt und wo Kopp samt Familie Urlaub machte. Über die sportliche Entwicklung der abstiegsbedrohten HF sei er trotz räumlicher Distanz jederzeit informiert, sagt Staat und der Ex-Coach betont: „Wenn die Mannschaft nicht bald die Kurve bekommt, wird es für sie in dieser Saison noch sehr eng.“
Quelle: Helmstedter Nachrichten vom 02.02.2022